Prävention können wir am besten gemeinsam leisten
–Michaela Schwarz und Philipp Herbold im Gespräch mit Carina Lerch–
Sie sei Ende letzten Jahres in der Presse auf sie aufmerksam geworden, beginnt Michaela Schwarz, Landtagskandidatin der Freien Demokraten für den Wahlkreis Main-Taunus II mit den Kommunen Flörsheim, Hattersheim, Hochheim, Hofheim und Kriftel, das Gespräch mit der seit Dezember 2022 Leitenden Kriminaldirektorin Carina Lerch der Polizeidirektion Main-Taunus. „Dass eine Frau eine große Verantwortung im Polizeidienst übernimmt, hat mich besonders gefreut, denn wir benötigen in unserer Gesellschaft dringend Vorbilder für junge Frauen, die zeigen, dass sich berufliches Engagement lohnt“, ist Michaela Schwarz überzeugt.
Schnell zeigt sich, dass beide Frauen Team-Player sind: Michaela Schwarz hat Philipp Herbold, FDP-Direktkandidat im Wahlkreis Hochtaunus I und in der Kreisstadt als Leiter der Ordnungsbehörde bekannt, zu dem Termin eingeladen. Carina Lerch hat die verantwortliche Mitarbeiterin für die Kriminalitätsbekämpfung, Nicole Breitmeyer, hinzugebeten. Carina Lerch selbst hatte sich zunächst für den gehobenen Polizeidienst entschieden und war unter anderem in unterschiedlichen Kommissariaten der Kriminalpolizei tätig. Mit einem Master-Studium in Münster hat sie sich dann für den höheren Dienst qualifiziert und ist jetzt auf eigenen Wunsch in den Main-Taunus-Kreis zurückgekehrt, in dem sie zu Beginn ihrer Polizeikarriere schon einmal tätig war.
Berührungspunkte zur Hofheimer Ordnungspolizei gibt es regelmäßig, zuletzt im April, als im Bereich des Waldrandes unterhalb der Bergkapelle etwa 200 junge Menschen kontrolliert wurden, die einem Aufruf in den Sozialen Medien zu einer Party mit Alkoholkonsum auf dem Vorplatz der Bergkapelle gefolgt waren. Die durchgängig Minderjährigen führten häufig harte Alkoholika mit sich und wurden zum Teil sogar von ihren Eltern zu dem vermeintlichen Event mit dem Auto an den Waldrand gebracht. Durch konsequentes Einschreiten von Ordnungsbehörden und Polizei konnte eine nicht genehmigte Veranstaltung mit verbotenem Alkoholkonsum von Jugendlichen und im Wald und vor der Kapelle hinterlassenem Müll verhindert werden. Die Verantwortlichen der Polizei sowie der Ordnungsbehörden unter Einbeziehung der aufsuchenden Jugendarbeit sind aber auch im stetigen Austausch, um die Möglichkeiten für Zusammenkünfte der Jugendlichen unter den richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen.
Während der Corona-Pandemie war wiederholt von nächtlichen Zusammenkünften Jugendlicher im Wald zu lesen, wenn auch nicht in vergleichbarer Größenordnung wie bei der im April geplanten Veranstaltung. Rückläufig waren in dieser Zeit Delikte wie Wohnungseinbrüche und Diebstahl, da während des Lock-down die Menschen häufig zu Hause waren. „Wie die polizeiliche Kriminalstatistik 2022 zeigt, sind wir inzwischen wieder auf dem Vor-Corona-Niveau“, stellt Carina Lerch fest. Selbige Tendenz ist insbesondere auch für die Stadt Hofheim feststellbar.
„Das kommt leider nicht gänzlich überraschend“, erläutert die Leitende Kriminaldirektorin. „Der Main-Taunus-Kreis insgesamt bietet mit seiner verkehrsgünstigen Anbindung über das Autobahn- und Straßennetz, dem nahegelegenen Flughafen sowie dem Öffentlichen Personennahverkehr eine günstige Tatgelegenheitsstruktur, wie es im polizeilichen Fachjargon heißt. Zudem sagt man dem Kreis und seinen Anwohnern nach, vermögend zu sein, wodurch eine unerwünschte Klientel auch angelockt wird.“ Und Philipp Herbold ergänzt, dass Hofheim allein durch die Größe eine gewisse Anonymität gewährleistet, wodurch Straftaten begünstigt werden. Michaela Schwarz spricht die Fälle häuslicher Gewalt an, die in der Statistik des letzten Jahres noch auf vergleichsweise hohem Niveau ausgewiesen werden. Hier sei ab diesem Jahr wieder eine rückläufige Tendenz erkennbar, kann Carina Lerch beruhigen.
Für das Jahr 2023 hat Carina Lerch eine Sicherheitskampagne aufgesetzt, die unter anderem auch auf Prävention setzt. Ziel dieser Kampagne ist es, durch zielgerichtete Maßnahmenpakete das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung weiter zu stärken. Ein wichtiger Faktor ist beispielsweise die Bekämpfung des Wohnungseinbruchsdiebstahls, dem mit verstärktem Kontrolldruck, aber auch mit Hilfe von Präventionsangeboten ein Riegel vorgeschoben werden soll.Videoüberwachung im öffentlichen Raum hingegen sollte nur in Bereichen eingesetzt werden , wo es sinnvoll ist und erhöhte Fallzahlen eine solche Inbetriebnahme rechtfertigen. Dies ist im Main-Taunus-Kreis aktuell nicht der Fall. Die Freien Demokraten sehen Video-Überwachungen insbesondere unter Datenschutzaspekten kritisch. Aber selbstverständlich, da sind sich alle einig, müssen Sorgen und Ängste von Bürgern ernst genommen werden.
Mit dem Landesprogramm KOMPASS (KOMmunalProgrammSicherheitsSiegel) bietet die Polizei Hessen den Kommunen und den Bürgerinnen und Bürgern an, die jeweils spezifischen kommunalen Sicherheitsbedürfnisse zu erheben, zu analysieren und Lösungen zu entwickeln. Wichtig sei, dass alle Akteure dabei an einen Tisch kommen, ist Carina Lerch überzeugt: „Prävention können wir nur gemeinsam leisten, die Polizei ist hier nur einer von vielen Akteuren.“