Dr. Stefan Ruppert zum Tod von Wolfgang Knoll

29.07.2019

Am 25. Juli 2019 ist Wolfgang Knoll im Alter von 90 Jahren verstorben. Wir Freie Demokraten in Hessen trauern um einen Parteifreund, der über mehr als sieben Jahrzehnte für die wunderbare Idee der Freiheit in unserem Land gestritten und dabei bleibende Spuren hinterlassen hat. Die Erfolge seiner Arbeit sind bis heute sichtbar. Spürt man dem inhaltlichen Gehalt dieser Sätze ein wenig nach, so wird deutlich, dass sie weiter reichen und noch größer sind als die Summe der Ämter, die Wolfgang Knoll in Staat und seiner Partei, der FDP, innehatte. Kaum einer wusste wie er, dass Vertrauen das eigentliche Kapital der Politik ist. Dieses Vertrauen baute er durch große Verlässlichkeit und die sorgsame Pflege langjähriger Beziehungen auf. Seinen politischen Freunden – zu ihnen selbst gehört zu haben, habe ich immer als besonderes Glück empfunden – gab er wichtige Hinweise, niemals öffentlich, sondern im persönlichen Gespräch oder am Telefon und eher leise. Man musste bisweilen schon sehr bewusst zuhören und manch einer hat seinen sanften und immer freundlichen Ton mit einer fehlenden Durchsetzungsfähigkeit verwechselt, um dann schnell zu merken, dass es wenige Menschen gab, die so nachhaltig wirkten wie er.

Wolfgang Knoll hat persönlich mit aller Konsequenz erfahren, was es heißt, nicht frei zu sein. Die totalitären Systeme des 20. Jahrhunderts haben ihm den süßen Wert der Freiheit als eine Art Verheißung erscheinen lassen. Geboren 1929 in Schlesien musste er mit seiner Familie als Folge der Gräuel der Nazidiktatur als Jugendlicher fliehen, um dann direkt mit der Unfreiheit des Kommunismus konfrontiert zu werden. Den parteipolitischen Einsatz für die Freiheit in der damaligen Sowjetischen Besatzungszone bezahlte er mit der zweiten Flucht, um der Verhaftung durch die Kommunisten zuvorzukommen. Diese Erfahrungen haben ihn zeitlebens alles Extreme ablehnen, ihn zum Antikommunisten und überzeugten Transatlantiker werden lassen, eine Einstellung, die ihre Bestätigung durch seine spätere Tätigkeit beim Bundesnachrichtendienst fand. Die Ablehnung des ideologisch Extremen haben ihn politisch, wohl aber auch in seinem Wesen geprägt.

Obwohl er auch bundes- und landespolitische Spuren hinterließ, so galt seine eigentliche Leidenschaft doch der Kommunalpolitik. Ihre gleichzeitige Staatsferne und Bürgernähe schien ihm die natürliche Wirkungsstätte des Liberalen zu sein. Als Bundesvorsitzender der Vereinigung liberaler Kommunalpolitiker, langjähriges Mitglied des Präsidiums der hessischen FDP und des Bundesvorstandes hatte er stets kommunalpolitische Anliegen im Blick. Vor Ort  lassen sich die Ergebnisse seiner Arbeit als langjähriger Erster Kreisbeigeordneter des Main-Taunus-Kreises bis heute bewundern, sei es in der für ihn besonders wichtigen Regionalpolitik, im Bereich der Kultur und insbesondere des Denkmalschutzes, sei es im Tourismus oder bei seinem Einsatz für die Natur im Taunus und in Slowenien. Die bundespolitische „Wende“ der Jahre 1982/83 hat er maßgeblich begleitet. Als Liberaler des bürgerlichen Lagers hat er sich immer gesehen, seine innere Liberalität ließ ihn aber Gesprächspartner in allen demokratischen Parteien finden. Wolfgang Knoll war ein Bildungsbürger, obwohl es ihm in seiner Jugend nicht vergönnt war, dieser Neigung nachzugehen. Bis ins höchste Alter ist er vielleicht deshalb neugierig geblieben, hat andere an den Freuden teilhaben lassen, die kluge,  analytische Beobachtungen des Zeitgeschehens bereiten können.

Die Freien Demokraten in Hessen und darüber hinaus verlieren mit Wolfgang Knoll einen wunderbaren Menschen. Ihn so viele Jahrzehnte in unseren Reihen gehabt zu haben, erfüllt uns mit tiefer Dankbarkeit und Stolz. Wir werden ihn nicht vergessen – wie könnten wir auch.

Dr. Stefan Ruppert
Landesvorsitzender der Freien Demokraten Hessen